Samstag, 14. März 2009

Spießer-Alarm

Eigentlich erfülle ich ja alle (äusserlichen) Kriterien eines deutschen Durchschnitts-Spießers: Doppelhäuschen mit kleinem Garten auf dem Land, Klein-Familie mit Kind, mittelgroßer Hund, Familienauto plus Kleinwagen, Bausparvertrag, ....
Doch wenn ich dann Erlebnisse habe wie vorgestern oder gerade eben, dann wird mir klar, was den wirklichen Spießer ausmacht.

Vorgestern:
Meine Hündin rennt einer Katze hinterher. Machen Hunde seit je her - bisher ist die Welt davon noch nicht untergegangen. Doch genau das scheint die Frau zu befürchten, die mich daraufhin anscheisst, als ob sie ein Kind angefallen hätte. Und was mir überhaupt einfällt, einen Hund frei laufen zu lassen. Hunde gehören gefälligst an die Leine. Das mach ich auch, in Wohngebieten immer, im Wald meistens. Aber auf der freien Wiese darf sie halt rennen. Artgerecht.
Diese Art der Auseinandersetzung habe ich regelmäßig. Hunde als die Buhmänner der Nation.
Ach ja: Wer gräbt Menschen aus Lawinen? Wer sucht gleich wieder unter Trümmern nach Überlebenden? Wer macht benachteiligte Kinder in tiergestützten Therapien glücklich?

Heute:
Ich bitte meinen Nachbarn - mit denen wir seit 5 Jahren befreundet sind - ob es möglich wäre, dass der Opa der zu Besuch ist, das Auto oben an der Wohnstraße parkt. Die Kinder würden im Hof gerne Fussball spielen. Seine Reaktion: Es fällt ihm im Traum nicht ein, seine Gäste auf der Straße parken zu lassen. Dies hier ist schließlich ein Autoabstellplatz und kein Spielplatz. Die Kinder sollen auf der Straße Fußball spielen. Ist entrüstet, wie ich überhaupt auf die Idee komme, zu fragen.
Gehts noch? Der Mann hat selbst 3 (erwachsene) Kinder, ist Mitte vierzig und mit uns befreundet. Ausserdem gehört die Hälfte des Hofes uns. Ich bin einfach nur fassungslos.

Leben wir in einem Land der Intoleranz?
Was haben die Menschen für ein Problem?
Welches Problem müssen sie überdecken?
Oder sie haben eben keine Probleme und müssen krampfhaft welche suchen.
Mir kommt es so vor, als ob jeder Angst hat, die Kontrolle zu verlieren.
Oder dass irgendjemand seine Wege stört. Mein Hof. Mein Auto. Meine Katze.


Wir sind Deutschland.
Wir sind ein spießiges Deutschland.

*koch*

7 Kommentare:

  1. Liebe Christine, nicht aufregen. Es lohnt nicht. Deutschland ist bekannterweise meistens eine unfreundliches, miesepetriges Land - vielleicht liegt es am Wetter, wer weiß. Meine Erfahrung ist, dass in anderen Ländern die Menschen grundsätzlich netter, weniger ego-orientiert und offener sind. Aber hier? Nein. Nicht alle über einen Kamm scheren will ich, aber Deine Beschreibung der Erlebnisse passt in unser aller Leben ganz gut, oder?

    Aber diese Menschen sind zu bemitleiden, da sie nie die Bande der Freunschaft und der Nächstenlieb kennenlernen oder kennengelernt haben.

    Trotzdem ein schönes Wochenende!

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  2. Überlies bitte einfach die Rechtschreibfehler ;-) Zu schnell getippt.

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  3. Wie recht Du hast. Das Problem mit dem Hund trifft eins zu eins auf mich auch zu. Ich mache es ganaus im Wohngebiet, Wald und Wiese. Ich werd auch immer angemeckert, selbst wenn sie ganz artig spielt, oder nedben mir läuft. Ok, mein Hund ist groß, aber ein richtiges Familientier. Knurrt nie, liebt jeden.. Berersennen Münsterländer Mischling. Und ich passe so auf das sie zu niemanden rennt und ihn vor Freude anspringt und Dein Nachbar ist auch der Knaller. Meine Tochter hatte mal Gartenerbot, weil sie sich mit der Tochter des Vermieters gestritten hat. Sie hat so geweint. Es sind Kinder.. Wir wohnen gott sei Dank nicht mehr da. Aber die Menschen sind leider so. Jeder hält sich für den Wichtigsten...
    Liebe Grüße Diana

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  4. Dazu fällt mir nix mehr ein liebe Christine!
    Kinder auf der Straße spielen lassen.......

    Trotzdem noch einen schönen Sonntag & einen tollen Wochenstart.

    Grüßle Antje

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  5. Hallo Christine!

    Sehr traurig so etwas zu lesen! Noch trauriger finde ich allerdings dass es keine Einzelfälle sind! Bei uns in der Nachbarschaft ist es genauso :o(

    Das finde ich daran wirklich erschreckend!

    LG von Heike

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  6. Na ja, die Probleme habe ich hier eher mit unserer artgerecht "freilaufenden" Katze, die natürlich auch mal in Nachbars Garten unterwegs ist...und diese Nachbarn haben einen kleinen Hund, der oft bellt...und diese Nachbarn haben Angst, dass die Katze den Hund kratzt! Und wenn ein paar Kinder (von anderen Nachbarn und unsere) draußen spielen und rennen und lachen, dann sind die Kinder diesen Nachbarn wirklich immer zu laut...und der Hund bellt dazu, was mich nicht stört. Aber sind wir wrklich so weit, dass gut erzogene Hunde nicht mal mehr frei laufen, Katzen keine fremden Gärten erkunden können und als Krönung Kinder nicht mehr im Hof oder Garten spielen dürfen...
    Nur die Nachbarn sitzen ab 10 Grad Außentemperatur fast allabendlich auf der Terrasse und sind wirklich nicht gerade leise. Nur "gut", dass ich die Kinderzimmerfenster nicht nur wegen der Lautstärke und der Musik, sondern auch wegen des starken Rauchgeruchs geschlossen lassen muss...
    Umgekehrt habe ich aber überhaupt keine Lust, mich darüber zu beschweren!
    Sicher wissen wir nur nicht, wie man Nachbarn "artgerecht hält"!!!

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  7. Das geht mir sehr nahe.
    Wie oft gräme ich mich ob all der Trottel dieser Welt.
    Traurig!
    Fast, als würde ein jeder sich vor zu viel Harmonie fürchten.
    Bloß:
    Warum?!?
    Dennoch möchte ich gerne öfter versuchen, es wie Mia zu sehen:
    "...nicht aufregen. Es lohnt nicht."
    Wenn das nur so einfach wär.

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